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Nach dem Feuer. Was tun?
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Die Wehr schlägt Alarm

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Helfer sind am Ende ihrer Kräfte

Die Feuerwehr ist eigentlich zum Helfen da. Und weil sie das tut, 357 Mal allein im vergangenen Jahr, braucht sie inzwischen selbst Hilfe.

FFW Oberursel„Die weiße Fahne ist auf dem Weg zum Mast“, sagte am Montag Uli Both, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Oberursel-Mitte, bei der Hauptversammlung des Vereins. Er meinte damit die Fahne der Kapitulation. Es war ein dramatisches Eingeständnis, mit dem er sagte: „Wir sind am Ende unserer Kraft!“ Ein Feuerwehrmann hat bereits die Reißleine gezogen: „Ich kann nicht mehr“, soll er gesagt haben.

Will man die Belastung der Wehr Mitte benennen, braucht es keinen Rechenschieber: 357 Mal öffneten sich 2013 die Gerätehaustüren, in etwa also einmal pro Tag. Dazu kommen knapp 60 Übungen sowie Fortbildungen und Sitzungen – es reicht.

Dabei ist die Feuerwehr Mitte mit 71 Aktiven noch relativ breit aufgestellt, zumal Rolls-Royce die kommunale Wehr mit einer Betriebsfeuerwehr entlastet.

Die Anforderungen sind laut Both aber dennoch sehr hoch: „Die Infrastruktur der Stadt und das vorhandene Gefahrenpotenzial sorgen dafür, dass wir mit der kompletten Bandbreite der Feuerwehraufgaben konfrontiert werden. Entsprechend viel Sach- und Fachkunde ist nötig.“

Es werde nicht nur immer schwerer, überhaupt Freiwillige zu finden, sondern auch solche, die bereit seien, den enormen Zeitaufwand für die Ausbildung zu schultern: „Eine Truppmannausbildung dauert 250 Stunden, wer Gruppenführer werden will, muss 730 Stunden investieren, Zugführer ist man nach 890 Stunden, das sind 23 Wochen Vollzeitarbeit“, sagte Both.

Der Wehrführer sieht schwarz für seine Truppe: „Kein Ehrenamtlicher ist so nahe am Profi wie ein Feuerwehrmann. Wir können nicht immer weiter mit Schwung vor die Wand fahren. Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“ Fatal ist, dass einige die weiße Fahne schon in der Hand halten. „Sie darf aber auf keinen Fall gehisst werden“, sagte Both.

Den Feuerwehrleuten sagte er damit nichts Neues, und auch der Chef des Kreisfeuerwehrverbandes, Norbert Fischer, Oberursels Stadtbrandinspektor Holger Himmelhuber sowie Stadtkämmerer und Feuerwehrdezernent Thorsten Schorr (CDU) wissen natürlich, wie Feuerwehr geht. Betroffen, teils sogar erschrocken waren sie nach Boths Appell dennoch.

 

Amtsumzug angeregt

So forderte Himmelhuber die „Verantwortlichen in der Politik“ auf, der Wehr die dringend nötige Hilfe zu gewähren, „und zwar bevor die weiße Fahne gehisst wird“. Himmelhuber forderte, das im Rathaus angesiedelte Brandschutzamt mit drei ausgebildeten Feuerwehrleuten ins Gerätehaus umzusiedeln: „Das reicht schon, um einen brennenden Papierkorb zu löschen“, sagte der Stadtbrandinspektor, der zuvor kopfschüttelnd erfahren hatte, dass vergangenes Jahr 30 Feuerwehrleute zu einem solchen Einsatz aufgebrochen sind.

Schorr hält die Umsiedlung des Amtes für denkbar. Allerdings müssten räumliche Voraussetzungen geschaffen werden. Zudem zeigte er sich optimistisch, dass eine intensivere Nachwuchsarbeit das Rückgrat der Wehr sicherstellen kann.

Norbert Fischer nannte Boths Vortrag den „bemerkenswertesten Wehrbericht“, den er je gehört habe. Both habe viele drängende Fragen gestellt: „Wir müssen uns darüber unterhalten, wie lange die vorhandenen Strukturen noch zeitgemäß sind.“ Fischer schlug vor, Boths Vortrag zum Thema einer Bürgerversammlung zu machen. Den meisten Oberurselern sei der Ernst der Lage nicht klar.

Artikel vom 15.01.2014, 03:00 Uhr (letzte Änderung 15.01.2014, 02:52 Uhr)

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