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Mit Strategie gegen die Seuche

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Dekontamination à la Dustin Hoffman: Katastrophenschutz übt im Taunus

Auf dem Niedernhainer Hof zwischen Wehrheim und Obernhain ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen – zumindest laut Szenario einer Katastrophenschutzübung. Übung hin oder her – das Ganze verursacht doch ein bisschen Gänsehaut.

Von Matthias Pieren

Hochtaunus. Kats2014SeucheEin Fahrzeug nach dem anderen musste auf die Dekontaminationswannen vorfahren, wo es mit Hochdruckreinigern gereinigt wurde.Der komplette Verkehr im Usinger Land ist zum Erliegen gekommen. Das Szenario der Katastrophenschutzübung vom Samstag klingt ernst: Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hat das Veterinäramt eine drei Kilometer weite Schutzzone rund um den Niedernhainer Hof angeordnet. Die Polizei hat alle Zufahrtsstraßen in die Schutzzone abgesperrt.

"Im Fall der Fälle ist es das oberste Ziel der Katastrophenkräfte, eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Alles andere wird nachgeordnet", skizziert Wolfgang Reuber von der Katastrophenschutzbehörde die Marschrichtung. "Unsere Strategie lautet: rasch, eng und streng die Seuche eingrenzen."

Ganz Wehrheim und Obernhain sowie östliche und südliche Bezirke von Neu-Anspach liegen laut Übungs-Szenario innerhalb der Schutzzone. Die B 456 über die Saalburg ist ebenso betroffen, wie das Köpperner Tal und die Straße von Anspach ins Weiltal. Auch in Richtung Usingen kann kein Wehrheimer die Schutzzone verlassen.

120 Mann im Einsatz

Bevor weitere Dekontaminationsschleusen eintreffen, stehen nur die drei Dekontaminationswannen, Hochdruckwaschgeräte und der Sprühbogen des Hochtaunuskreises zur Verfügung. Selbst im Ernstfall würden keinesfalls alle Zufahrtsstraßen in die Schutzzone mit entsprechenden Schleusen ausgestattet.

"Durchfahrtsstraßen würden auf ein Minimum begrenzt. Einsatzfahrzeuge und Mitarbeiter der Kontrollbehörden hätten Vorrang. Wir wären personell gar nicht in der Lage, alle Personen und den kompletten Verkehr zu kontrollieren und zu dekontaminieren", erklärt Kreisbrandinspektor Carsten Lauer. Notstromaggregate der Feuerwehr lieferten den Strom für die Dekontaminationsschleusen. Fotos: Pieren (2)Notstromaggregate der Feuerwehr lieferten den Strom für die Dekontaminationsschleusen. Fotos: Pieren (2)

Bei der Katastrophenschutzübung am Samstag sind 120 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK), Polizei und Technischem Hilfswerk (THW) im Einsatz. Die Übung ist räumlich und zeitlich auf die gesperrte Kreisstraße zwischen Wehrheim und Obernhain auf Höhe des Niedernhainer Hof begrenzt. Hier werden die drei zur Verfügung stehenden Dekontaminationsschleusen getestet.

Tamara Lang ist die einzige Frau der Einsatzgruppe "Dekon-P" – was für Personenreinigung steht. Wie auch ihre männlichen Kameraden der Stadtteilwehren Oberursels steckt die Feuerwehrfrau aus Bommersheim in einem gelborangen Schutzanzug. Und darin erinnert sie an Dustin Hoffmans Film-Ex-Ehefrau Rene Russo in dem Hollywood-Schocker "Outbreak", in dem es bekanntlich um den Ausbruch eines Killer-Virus geht. Wie Russo im Film haben auch Lang und ihre Kollegen mit den Schutzanzügen zu kämpfen, denn: "Weil die Einsatzkräfte unter Atemschutz mit Filter arbeiten, ist die Verständigung nur über Zeichensprache und schriftliche Anweisungen möglich", schildert Wolfgang Reuber die erschwerten Bedingungen.

Tanklöschfahrzeuge aus Wehrheim und Neu-Anspach speisen ein 10 000 Liter Wasser fassendes Faltbecken. Mit diesem Wasser werden dekontaminierte Personen in einer Duschkabine und Autos in zwei Schleusen gereinigt. Unweit des Duschzeltes sind zwei rote 14 mal 4 Meter große Dekontaminationsmatten ausgelegt, auf der nacheinander die Fahrzeuge gereinigt werden.

Sprühbogen beschädigt

Mit Hochdruckreinigern dekontaminieren die Einsatzkräfte die Radkästen und Reifen der Autos. Die Mitglieder des THW aus Bad Homburg haben zudem einen Sprühbogen errichtet, um auch Lastwagen zu entseuchen. Im Ernstfall würde das mit verdünnter Essig- und Ameisensäure erfolgen.

Doch gleich bei der ersten Dekontamination eines Lastwagens wird der Sprühbogen beschädigt und ist nicht mehr einsatzfähig. "Für die Dekontamination von Lastwagen muss die Ausstattung unbedingt nachgerüstet werden", bilanziert Kreisbrandinspektor Lauer. Und Aufgrund ihrer Tonnage haben die Fahrzeuge auf dem rutschigen Boden der Wanne keinen Halt. Neue Rutschmatten sollen die Probleme beheben.

"Theoretische Planungen sind im Katastrophenschutz gewiss nötig. Doch erst die regelmäßigen Übungen zeigen, ob sie auch der Praxis standhalten", kommentiert Landrat Ulrich Krebs (CDU) die Großübung. So viel Weitblick von seinen Chefs hätte sich Dustin Hoffman im Film sicher auch gewünscht.

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