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Wenn im Taunus die Lichter aus gehen!

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Unsere hochtechnisierte Gesellschaft auf einmal ohne Strom, so wie neulich mal kurz in Frankfurt – kann das auch im Taunus passieren? Gibt es da Notfallpläne? Die gibt es! Und sie werden öfter hervorgeholt, als man annehmen würde.

Von Sabine Münstermann

stromEs ist zwar schon ein paar Tage her, dass in München und später auch kurzzeitig in Frankfurt der Strom ausfiel, aber das Thema beschäftigt die Leute nach wie vor. Neulich hieß es auch aus Berlin, dass die Frage, was bei einem Blackout eigentlich passiere, bereits Gegenstand einer umfangreichen Studie sei. "Als Lebensadern hochtechnisierter Industrienationen gelten ihre Infrastrukturen (. . .). Deshalb beauftragte der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen-Abschätzung das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) zu untersuchen, wie sich ein langandauernder (. . . ) Stromausfall (. . .) auswirken könnte", heißt es eingangs der Studie mit dem Titel "Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften (. . . )".

Kein Wunder. Die Abhängigkeit von solchen Infrastrukturen hat sich in Deutschland in der Folge von Naturkatastrophen und technischen Störungen immer wieder gezeigt, nicht nur jüngst in München, sondern auch beim Sturm Kyrill im Jahr 2007.

Auch im Hochtaunuskreis wackelte es bei Kyrill ordentlich, und so manche Leitung war unterbrochen. Das sind die Momente, in denen Wolfgang Reuber und seine Kollegen vom Katastrophenschutz des Hochtaunuskreises auf den Plan treten. "Wenn es um mehr als 3000 Betroffene geht oder der Strom mehr als zwei Stunden nicht fließt, dann setzt sich unsere Hilfsmaschinerie in Gang, denn so sieht es unser 2011 eingeführtes Katastrophenszenario vor", erklärt Reuber. Gleich im Einführungsjahr musste es sich bewähren, denn da fiel sowohl in Grävenwiesbach als auch in Oberursel mehrere Stunden lang der Strom aus. "Der Grundversorger reagiert in der Regel aber sehr schnell, so dass wir unsere Leute auch gleich wieder abziehen. Aber im Notfall wollen wir natürlich keine Stunde verschenken", sagt Reuber.

Der Grundversorger, das ist die Netzwerktochter der Süwag, die Syna. Und die ist davon überzeugt, dass es einen totalen Blackout im Hochtaunuskreis nicht geben wird. "Wir haben hier sechs Umspannanlagen. Es ist kaum vorstellbar, dass sie alle gleichzeitig ausfallen", sagt Sprecherin Jutta Hartke. Dass eine ausfällt, das kommt allerdings schon hin und wieder vor. "Dann aber schalten wir auf die anderen Leitungen um. Und wenn es an den Hochspannungsleitungen knistert, wird dort ebenfalls auf die anderen geleitet", erklärt Hartke. Im äußersten Notfall, also wenn sich das Problem nicht von der Zentrale aus regeln lässt, verfügt die Syna über eine mobile Schaltanlage.

Mobil ist auch der Katastrophenschutz des Kreises. In Oberursel zum Beispiel hat er die 250-KVA-Anlage "NEA" stehen, die "nur" auf einen sechs Meter langen Anhänger gewuchtet werden müsste, um andernorts Strom generieren zu können. KVA steht für Kilo-Volt-Ampere, NEA für Netzersatzanlage. Damit man ein Gefühl dafür bekommt, was die Zahl 250 bedeutet: Die Hochtaunuskliniken arbeiten mit einer 230-KVA-Anlage, das Landratsamt mit einer 180-KVA-Anlage. Reuber weiß das und auch, dass beide Einrichtungen eigene Notstromaggregate haben. Netzersatzwerke heißen die größeren Exemplare im Fachjargon, und darüber verfügen auch Feuerwehren, Kliniken und Altenheime. "Aber eben nicht jede öffentliche Einrichtung, denn es ist keine Pflicht, so etwas vorzuhalten", sagt Reuber. Zumal es bei einem längeren Blackout auch schwierig sein dürfte, an Dieselkraftstoff zu kommen, mit dem diese Geräte betrieben werden.

Domino-Effekt

Solches Wissen hat Reuber zwar im Kopf, hofft aber nicht, dass er es jemals wird an den Mann bringen müssen. Obwohl: "Als vor einigen Jahren ein Containerschiff in Norddeutschland aus der Werft aufs offene Meer fuhr und das nicht ordnungsgemäß angemeldet hatte, beschädigte es viele Hochspannungsleitungen. Da gingen in vielen deutschen Städten die Lichter aus – und sogar in Spanien, das war ein richtiger Domino-Effekt. Im Hochtaunuskreis blieben sie aber an." (sbm)

TZ Artikel vom 04. Dezember 2012, 21.20 Uhr (letzte Änderung 05. Dezember 2012, 04.05 Uhr)

 

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